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Die Entwicklung der Industrie Gaterslebens

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bestimmte die Landwirtschaft die Verhältnisse im Dorf. So waren auch die ersten industriellen Ansätze von der Landwirtschaft bestimmt. Im Jahre 1847 gründete der Domänenpächter August Andreas Friedrich Eggeling die Zuckerfabrik Gatersleben als eigenes Unternehmen. Sie wurde durch seinen Sohn Albert Eggeling 1902 in eine GmbH umgewandelt, verbunden mit einem erheblichen Ausbau der Betriebsanlage. Ihr kam zu Gute, dass 1865 Gatersleben Eisenbahnanschluss an der Strecke Halberstadt-Bernburg erhielt, die 1871 von Aschersleben nach Könnern und 1872 nach Halle weitergebaut wurde. Die 1972 in ein Trocknungswerk für Tierfutterpellets umgewandelte Zuckerfabrik bestand als VEB Trocknungswerk Gatersleben bis 1990. Übrig geblieben ist ein "Institut für technische Trocknung", in welchem Forschungsarbeiten über die Trocknung von Feldpflanzen für die Tierfütterung betrieben wird. Aus einem von Andreas Heucke 1870 in Hausneindorf gegründeten Lohnpfluggeschäft mit Dampfpflügen ging die an der Ortsgrenze 1902 gebaute Dampfpflugfabrik Heucke hervor, an deren Gründung der Schriftsteller und Ingenieur Max Eyth beteiligt war. Von hier gingen Dampfpflüge in alle Welt. Als sie nach der Einführung von Traktoren nicht mehr gebraucht wurden, stellte man die Produktion auf Straßenbaumaschinen um und es entstand der Betrieb "Baumaschinen Gatersleben", in dem man im Wesentlichen Straßenwalzen aller Art fertigte.

Vibromax

Zusammen mit weiteren Standorten in Aschersleben und Ballenstedt hatte der Betrieb 1989 1253 Mitarbeiter. Die Zeit nach 1990 überstand der Betrieb mit großen Problemen und produziert seit 1995 unter der Firma "Vibromax" wieder Straßenwalzen und Bodenverdichter. Die Entwicklung des Ortes wurde stark durch den mit ersten Bohrungen 1842 begonnenen Aufschluss des späteren Braunkohlentagebaus "Concordia" in Nachterstedt beeinflusst. Viele Einwohner aus Gatersleben fanden dort Lohn und Brot. Er bestand mit 2 Brikettfabriken, einem Elektrizitätswerk und einer auf Gaterslebener Flur gelegenen Schwelerei als VEB Braunkohlenkombinat bis 1990. Besonders die Schwelerei versorgte Gatersleben bei Ostwind mit Geruchsbelästigungen. Aus der Schwelerei entstand in den siebziger Jahren ein Leichtmetallwerk, in dem Aluminiumguss-Zwischenprodukte hergestellt wurden. Nach 1994 übernahm der internationale Konzern "Alcan" das Werk. Die Zukunft des durch den Kohleabbau gebliebenen Tagebaurestloches in der Landschaft liegt im Erholungsbereich. Gemäß des "Seelandprojektes" wird nach der Füllung der ca. 100 m tiefen Grube mit Wasser der 650 ha große "Concordia See" entstehen, an dessen Ufern eine Vielzahl sportlicher Einrichtungen vorgesehen sind, die Menschen aus Nah und Fern Gelegenheit geben, sich in Urlaubs- und Freizeitfreuden zu betätigen.