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Das kulturelle Leben in Königsaue

Der zu Treue und Dankbarkeit erzogene Untertan wirkte ganz im Geiste seiner Herren. Staat und Kirche schufen sich ihre Erziehungsinstrumente. Auch in der Schule wurden oft nur so genannte "preußische Untertanen" erzogen. Im geselligen Leben des Dorfes war dieser Geist auch zu spüren. Der 1824 gegründete Schützenverein und der 1892 gegründete Turnverein, standen ganz im Sinne des Kaisers. Der Aufbau der Vereine war nach Rangstufen, ähnlich den militärischen Dienstgraden, gegliedert. Dadurch bekam die Volksgemeinschaft einen tiefen Riss. Die gesellschaftlichen Beziehungen der Kleinbürger brachen auseinander und es entstanden privilegierte Gruppen. In der Sucht nach Reichtum wurden die Menschen in Besitzer und Besitz-lose gegliedert. Arbeiter schlossen sich meistens dem Turnverein an, um ihre Freizeit sinnvoll zu verbringen. Die Vereine feierten, dem Jahresrhythmus angepasst, ihre Feste. Ein Gesangsverein, ein Kirchenchor, die Schule und auch die Kirche traten mit Darbietungen an die Öffentlichkeit. Höhepunkt der Dorfgeschichte war bis dahin die 150 Jahr Feier, die 1903 veranstaltet wurde. Alle Anwohner nahmen an der Feier teil, ganz gleich ob sie dem Kaiser ergeben waren oder nicht. Es glich einem Volksfest, bei dem man kaum die Schranken unter der Bevölkerung spürte. Dennoch gab es unüberbrückbare Gegensätze. Die Bergarbeiter befassten sich mit fortschrittlicher Entwicklung und bei einem Teil der Arbeiter fasste der Gedanke des Sozialismus Fuß. Die Gutsarbeiter waren mehr der Herrschaft des Großgrundbesitzers Schoch ausgesetzt. Kurz vor dem 1. Weltkrieg, 1912, wurde der Grubenbetrieb stillgelegt. Die Arbeiter wurden entlassen oder mussten ins Kaliwerk nach Aschersleben gehen. Der größte Teil des Dorfes wurde an das elektrische Lichtnetz der Überlandzentrale angeschlossen. Königsaue war auf dem Weg ein modernes Dorf zu werden. Im Jahre 1897 wurde die Eisenbahnlinie bis Schneidlingen freigegeben.