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Die Schlosskirche Wernigerode

Mit der Nennung eines „capellanus in castro“ 1259 und einer „capelle uf der borg“ ist das Vorhandensein einer Kirche spätestens seit dieser Zeit urkundlich belegt. Geweiht war die Kirche den Schutzheiligen St. Pantaleon und St. Anna, die für die Schlosskirche bis in die Gegenwart verbindlich geblieben sind. Da in der Folgezeit nur noch von Umbauten und Anschaffungen zur Ausstattung die Rede ist, muss sich diese Kirche bereits an der Nordwestecke des Schlossrings, also dem heutigen Standort der Schlosskirche befunden haben. Während die Schlosskirche ursprünglich nur dem gräflichen Haushalt, der natürlich auch das Gesinde einschloss, zu Gottesdiensten diente, begründete Graf Christian Ernst durch Verordnung von 1716 die Schlossgemeinde, die alle Bediensteten des Grafen einschließlich der in der Stadt wohnenden einbezog. Diese Schlossgemeinde hat juristisch bis 1952 bestanden. Letztmalig sind Bauarbeiten an dieser Schlosskirche um 1817 überliefert. Sie wurde anlässlich des dreihundertjährigen Jubelfestes der Reformation neu eingerichtet und blieb bis zum Abriss 1870 in ihrer barocken Form unverändert. Die heutige Schlosskirche entstand während des letzten großen Schlossumbaus (1863-1885) im Auftrag des Grafen (seit 1890 Fürsten) Otto zu Stolberg-Wernigerode, anstelle des barocken Vorgängerbaus zwischen 1870 und 1880.

Carl Christian Andreae

Der Schlossbaumeister Carl Frühling errichtete diesen Kirchenbau unter Einbeziehung von Entwürfen des bedeutenden Wiener Architekten Friedrich von Schmidt. Zum Osterfest des Jahres 1880 wurde die Schlosskirche feierlich eingeweiht. Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode verlieh dem Architekten Carl Frühling für seine Verdienste am Kirchenbau den Titel „Schlossbaurat“. Zwei Tage danach feierte man die Konfirmation des Erbprinzen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode in der Schlosskirche. Die heutige Schlosskirche ist eine historistische Hallenkirche mit eingezogenen Emporen, allerdings mit Reduktionen, die von den Einschränkungen des Standortes vorbestimmt waren. Das Chorpolygon zieren hohe Buntglasfenster des Wiener Künstlers Carl Christian Andreae. Sie gehören zu den bedeutendsten Kirchenfenstern des 19. Jahrhunderts. in den neuen Bundesländern, wie eine kürzlich erfolgte Inventarisierung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ergeben hat. Die Innenausstattung der Kirche wird durch den neogotischen Altar und die Kanzel aus französischem Kalkstein bestimmt. Gegenwärtig ist die Schlosskirche als „Originalraum“ zu besichtigen. Sie wird aber auch häufig zu Konzerten oder Trauungen genutzt, bei denen dem Gast die Walcker-Orgel von 1877 zu Gehör gebracht werden kann.