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Ernst Gottfried Hornung - Apotheker und Naturforscher

Ernst Gottfried Hornung war kein waschechter Ascherslebener, denn er wurde in Frankenhausen am Südfuß des Kyffhäusers geboren. Am 15. September 1795 kam er als Sohn der Kaufmannsfamilie Johann Christian Hornung zur Welt. Die Familie gehörte zu den angesehensten der Stadt. Er war der jüngste von acht Geschwistern. In Frankenhausen verbrachte er seine Kind- und Schulzeit. In der Apotheke des Hofrates und Professors Trommsdorf in Erfurt konnte er mit 15 eine Ausbildung zum Apotheker antreten. Von 1810 bis 1813 war er Lehrling in dessen Apotheke tätig. 1813 wechselte er in das Chemisch-Pharmazeutische Institut Trommsdorffs, welches er aber 1 Jahr später wieder verließ. Es schlossen sich die Dienstjahre an, die ihn nach Coburg, Aachen und Genf führten. Dort vervollständigte Hornung seine Chemiekenntnisse. An der Berliner Universität besuchte er Vorlesungen. Dort bestand er seine Staatsprüfung, die ihn dann endlich befähigte eine Apotheke zu leiten sowie Lehrlinge und Gehilfen im Apothekerberuf auszubilden. Die Suche nach einer passenden Apotheke führte ihn nach Aschersleben. Im Oktober 1823 kaufte er die Ratsapotheke. Für die Botanik blieb in den ersten Jahren wenig Zeit. Mit Festigung seiner Verhältnisse eröffnete sich dieser Freiraum wieder. Es fand sich ein Kreis von Gleichgesinnten, die sich ihm anschlossen. 1829 heiratete er, aus der Ehe gingen 5 Kinder hervor.

Hornungia paetrea

Ernst Gottfried Hornung als Botaniker

Während seiner Ausbildung in Erfurt hatte er mit Professor Berhardi einen anerkannten Lehrmeister der Botanik. Hornung selbst hatte schon in Frankenhausen und Erfurt so erfolgreich botanisiert, dass er unter Deutschlands Botanikern einen Namen hatte. Dieser Ruf war auch durch sein mutiges Auftreten in der im Umbruch befindliches Wissenschaft begründet. Linné hatte 1753 mit einem neuen Wörterverzeichnis der Pflanzen Ordnung in das Durcheinander von Pflanzennamen gebracht. Jede Pflanze und jedes Tier hatte einen zweiteiligen wissenschaftlichen Namen. Als Botaniker war Hornung als Botaniker unbestritten die Autorität. Er hatte umfassende Pflanzenkenntnisse. Hornung schrieb Arbeiten für die "Flora", eine botanische Fachzeitschrift der Königlichbotanischen Gesellschaft in Regensburg. Ein Vielzahl von Pflanzen fand er im Aschersleben-Staßfurter Gebiet, im Ostharz und in den Tälern von Wipper und Eine. Lokalfloristisch von besonderer Bedeutung ist Hornungs Mitteilung über die Gründung des Naturwissenschaftlichen Vereins des Harzes, an die er eine Aufzählung von Pflanzen aus dem Ascherslebener Raum anhängt. Nach Scholler (1718 - 1785) und Sprengel (1766 - 1833), die sporadisch auch die Gegend um Aschersleben berührten, sind das die ersten zuverlässigen Angaben aus diesem Raum. Die Liste seltener Pflanzen ist lang, von vielen Arten sind es die ersten sicheren Nachweise im Ostharz. Darunter ist auch Lepidium petraeum, jene Pflanze, die Reichenbach später Hornung zu Ehren als Hornungia petraea (L.) Rchb. benannte. Allerdings hat Hornung seine Beobachtungen nie zusammengefasst herausgegeben. Viele Botaniker seines Ranges schrieben eine Flora für ein bestimmtes Gebiet. Ihre Namen blieben für die Nachwelt erhalten. Das tat Hornung nicht. Seine Beobachtungsergebnisse stellte er anderen zur Verfügung, die sie in ihren Werken verwendeten. 1831 fand Hornung an einem Ackerrain bei Mehringen ein unbekanntes Gras. Er beobachtete es im Garten und holte den Rat erfahrener Fachkollegen ein. Hornung beschrieb es als neue Art – Kurzährige Trespe. Dieses Gras ist leider wieder ausgestorben und nur noch in Herbarien vorhanden. Herbarien sind Sammlungen getrockneter Pflanzen für wissenschaftliche Zwecke. Von 1832 an war Hornung einige Jahre ehrenamtlicher Ratmann in Aschersleben. Wegen seines Strebens bei der Gestaltung des botanischen Gartens in Aschersleben, übertrug man ihm die Leitung bei Beginn der Arbeiten.

Ernst Gottfried Hornung als Entomologe

Sehr bald beschäftigte sich Hornung mit den Insekten des Harzes und seines Vorlandes, insbesondere mit der interessanten Gruppe der Laufkäfer. Hornung drängte darauf ein Verzeichnis von Käferarten zu erstellen. Dieses Verzeichnis sollte den Mitgliedern des Naturwissenschaftlichen Vereins als Arbeitsgrundlage zur Verfügung gestellt werden. 1835 legte Hornung selbst ein Verzeichnis von 1400 Käferarten des Harzes vor. Es lag ihm damit die wissenschaftliche Aufarbeitung der Ergebnisse am Herzen. Hornung war stets bemüht, neue Liebhaber für die Entomologie zu Gewinnen und zur Mitarbeit anzuregen. 1844 veröffentlichte Hornung in Aschersleben die "Grundlage zu einem Verzeichnis der Käfer des Harzes". Damit sollten auch andere Leute angeregt werden, sich mit dieser Materie zu beschäftigen. Hornungs Verdienst ist es, das er als erster die systematische und wissenschaftliche Untersuchung der Käferfauna des Ostharzes betrieben hat.

Ascherslebener Markt um 1900 im Hintergrund die Ratsapotheke

Die späteren Jahre des Ernst Gottfried Hornung

Aufgrund ihrer Ausbildung waren Apotheker für viele Fragen zwar die anerkannten Fachleute, aber wie stand es um ihr wirtschaftliches Auskommen? Schon damals unterstand der Handel mit Arzneimitteln staatlicher Kontrolle. Gebühren waren festgelegt und die Preise für Arznei-mittel festgeschrieben. Auch kam die Forderung hinzu, stets ein vorgeschriebenes Sortiment an Arzneimittel vorzuhalten, von denen viele leicht verderblich waren und oft erneuert werden mussten. Besonders kleine Apotheken, mit wenig Umsatz litten darunter. Aus dieser Not heraus bildeten sich Apothekervereine. Gemeinschaftlich wollte man versuchen eine wirtschaftliche Besserstellung der Apotheker zu erreichen. Drogerien kamen auf und wurden zu Konkurrenten der Apotheker. Diese führten Waren, die es vorher nur in Apotheken zu kaufen gab und nicht der Apotheken-Gebühr unterlagen. Auch Hornung setzte sich in engagierten Schriften mit diesem Zustand auseinander. Seine Familie war gewachsen. Die Einnahmen der Apotheke waren nicht so beschaffen, dass man von einem sorglosen Leben sprechen konnte. Natürlich wurde dadurch auch sein Streben als Naturforscher eingeschränkt. 1836 unternahm Hornung eine Reise durch Sachsen, Böhmen, Mähren und Österreich. Dort wollte er die Technologie der Zuckerherstellung aus Rüben studieren. Man hatte die Hoffnung, dass die Zuckerproduktion aus den in Deutschland angebauten Rüben sich zu einem der wichtigsten Gewerbezweige entwickeln kann. Hornung versuchte diese Entwicklung für sich gewerblich zu nutzen und sich aus dem Apothekerdasein zu befreien. 1838 wollte Hornung seine Apotheke verkaufen, weil er in Freckleben eine Runkelrübenfabrik angelegt hatte und dafür die persönliche Leitung übernehmen wollte. Von der Regierung erhielt er dafür aber eine ablehnende Antwort. So blieb er Apotheker und suchte nach anderen Wegen, um das Einkommen aufzubessern. So war er General-Vertreter der Erfurter Hagelschäden-Versicherungs-Gesellschaft. Nachdem er seine Apotheke an seinen Nachfolger Bley verkaufte, war er im Gewerbeverein und im Deutschen Nationalverein tätig. Jedoch konnte er seinen verdienten Ruhestand nicht mehr lange genießen, denn am 30.09.1862 starb er in Aschersleben.