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Das Meisdorfer Schloss bis 1945

1769 wurde unter Achaz Ferdinand das spätbarocke Meisdorfer Schloss an der Nordseite eines Gutshofes erbaut. Dieser Gutshof liegt südwestlich außerhalb von Meisdorf an der Selke und zählte neben den Vorwerken in Molmerswende und Pansfelde zu den ökonomischen Stützen der Herrschaft der Familie der Asseburger. Das Schloss ist schlicht gehalten und verzichtet auf Prunkportale und schmückende Verzierungen des Barocks und Klassizismus. Der Bautyp ist mit dem des vornehmen städte-baulichen Stadthauses verwandt. Der Bauherr arbeitete sehr rationell, so dass die Ausrichtung auf das Nutzbare und das Angemessene der bürgerlichen Denk- und Lebensweisen beschränkt war. Über die innere Ausstattung geben zahlreiche Aufzeichnungen Aufschluss. Der Festsaal war mit einer bedruckten und bemalten Leinwandtapete ausgekleidet. Die restlichen Räume hingegen waren zumeist mit gestreifter Papiertapete beklebt. An Möbel warten vorhanden: 103 Tische, 273 Stühle, 4 altmodische Sofas, 135 Schränke und Kommoden, 36 Spiegel und 9 Stand- und Aufsatzuhren.

 

Diese Möbelgegenstände sind durch verschiedenste Bauweisen gekennzeichnet. Der Bestand an Tafelsilber und -geschirr war prächtig, aber auch Küchen- und Gebrauchsgeräte aus den verschiedensten Materialien waren umfangreich vorhanden. Zur Ausstattung des Schlosses gehörte auch eine Bibliothek mit etwa 500 Bänden, 83 Gemälde, davon 42 Bildnisse, 53 Kupferstiche, 6 Gipsplastiken und 10 Gipsbüsten. Weiterhin war sie mit 5 Kutschen und 2 Schlitten und eine große Anzahl an Sätteln, Satteldecken und Zaumzeugen ausgestattet. In der Waffenkammer befanden sich 44 Büchsen und Flinten, 11 Paar Pistolen, 6 Stichwaffen, 5 kleine Geschütze und Jagdzubehör und -ausrüstungen. 1814 wurde ein Stall an das Schloss angefügt, der das Gut zu einer Hufeisenanlage ergänzte. 1922/23 ließ Graf Friedrich das Gebäude zu einem mehrteiligen Funktionsgebäude umbauen. Er nutzte das Gebäude als Wohnstätte für Schlossbeamte und Gutsangestellte und den Mittelteil für Garagen, Ställe und Vorrats- und Wirtschaftsräume.

Im Jahr 1862 wurde inmitten des Gutshofes ein gusseisernes Bildwerk errichtet. Es zeigt einen, von einer Gruppe von Hunden umstellten, Hirsch und entstammt einem Modell von Johann Heinrich Kureck. Später gesellte sich zu dieser Gruppe ein Bildwerk eines Rehbockes und eines Wildebers. Diese wurden von den Schützengesellschaften aus Meisdorf und Wieserode gestiftet. Das Bildwerk der Hirschgruppe wurde durch ein amerikanisches Panzerprojektil am 17. April 1945 zerschmettert. Das heutige Bild des Schlosses und des Gutes schufen erst die Eingriffe des Grafen Friedrich nach Entwürfen des Architekten Max Brockert um 1910. Er verlegte den Gutsbetrieb vom Schloss ins Dorf und veranlasste den Abriss der nicht mehr benötigten Gebäude. Die verbliebenen Gebäude wurden im Stil des Schlosses umgestaltet. Zugleich ließ er die Straße von Meisdorf zum Falkenstein, die bis dahin unmittelbar am Gut vorbeiging, westwärts an den Fuß des Berghanges verlegen. Das nun neu gewonnene Gelände wurde bepflanzt und als Gartenanlage genutzt.

 

An der Ostseite des Schlosses fügte Max Brockert eine Zweiflügelanlage an, die den spätbarocken Stil des Schlosses weiterführte. Im Winkel zur alten Hofseite wurde ein neubarockes Portal mit geschweiftem Giebel und einer segmentförmigen Freitreppe eingefügt. In den Folgejahren durchlief das Schloss zahlreiche Veränderungen. Mit viel Mitteln und Mühe schaffte der Graf Friedrich eine Ahnengalerie. Die dazu benötigten Portraits kaufte er von verschiedenen Orten, in denen seine Familie vorherrschte. Der größere Teil der Portraits ist 1946 vom staatlichen Museum der Burg Falkenstein überstellt worden. Ab 1945 ist das Schloss mit dem zugehörigen Grundbesitz in Volkseigentum.