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Die Eisenbahn in der Geschichte Güstens

Um von Post- und Frachtkutschen wegzukommen, begann man Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Ausbau von Eisenbahnstrecken. Der Bahnbau war 1846 von Köthen bis Bernburg und 1847 von Magdeburg bis Staßfurt vorgedrungen. Bereits 1866 war Güsten ein Eisenbahnknotenpunkt. Die Streckenführung Neugattersleben-Güsten-Sandersleben wurde von un-gewöhnlich aufwendigen Bauwerken begleitet. Das waren die Brücke zwischen Siechstal und Kiesschacht sowie Damm und Brücke am Stadion. Von Beginn an wurde die Linie zweispurig gebaut, man nannte sie auch Ost- oder Kanonenbahn. Die zwei voneinander getrennt gebauten Bahnanlagen von Güsten wuchsen erst im Laufe der Jahrzehnte zu einem Bahnhof mit Ost- und Westseite zusammen. Durch die langen Laufwege der Dampflokomotiven bot sich der Streckenmittelpunkt Güsten als Wartungsort an. Die ersten Bekohlungs-, Auswasch- und Reparaturanlagen entstanden zu Beginn des 1. Weltkrieges. Agrarproduktion und Industrie veranlassten zum Bau einiger Wirtschaftsstrecken, von denen heute nur noch die Trassen erkennbar sind. Viele Sangerhäuser Eisenbahner zogen nach dem 1. Weltkrieg nach Güsten, da in Sangerhausen und Aschersleben die Güterzugbildung eingeschränkt wurde und ein Teil der Leistung von Güsten übernommen wurde. Der Eisenbahnknotenpunkt in Güsten gewann nach dem 2. Weltkrieg enorm an Bedeutung. Die Leistungsfähigkeit der Eisenbahner und der Anlagen waren bis zur Belastbarkeitsgrenze ausgeschöpft. Die Reichsbahn war das strukturbestimmende Unternehmen der Stadt und der Begriff "Eisenbahnerstadt" hatte seine vollste Bedeutung. Mit der Wende schlug sich die Transportstrategie der Bundesrepublik hart auf das wirtschaftliche und soziale Gefüge Güstens nieder. Leider hat sich bis heute daran nicht viel geändert. Trotzdem hat die Eisenbahn in dem 1025-jährigen Ort Geschichte geschrieben.