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Aus der Geschichte des Films in Aschersleben

Die Eröffnung des „Filmpalastes“ nach erfolgtem Um- und Ausbau veranlasste uns zu einige Gedanken über die Geschichte des Films in Aschersleben. In Berlin wurde 1896 durch Oskar Meßter das erste Kino eingerichtet. Auf der Berliner Gewerbeausstellung wurden die ersten Kinemathographen ausgestellt. Über Carl Brauns aus Harzgerode gelangte ein Apparat nach Quedlinburg und wurde auch in Aschersleben eingesetzt. Schausteller zeigten dann zum „Sedansfest“, einem der größten Volksfeste in Aschersleben, Filme. Das Besondere an diesen Filmen war: Sie wurden Wochen vor dem Fest in Aschersleben gedreht und fanden das besondere Interesse der Zuschauer. In der Folgezeit begann die Geschichte der Kinos. Es waren zu dieser Zeit aber noch keine gesonderten Gebäude, die Filme wurden in Gaststätten aufgeführt. Wir berichten darüber in eine der nächsten Folgen. Auf dem Tie 22 wurde im Schimmelpfennigschen Haus das erste Kino eingerichtet. Das zweite Kino entstand im Gasthaus Bode, in dem auch schon Einzelveranstaltungen durchgeführt wurden. Stummfilme aus der Anfangszeit wurden mit Live- Musik untermalt, die Dialoge trug ein Sprecher vor.

Kinosaal

Älteren Zuhörern wird der spätere Leiter des Tanzorchesters „Schwarz- Weiß“ Magdeburg, Karl Meyer, bekannt sein, der zu dieser Zeit noch für die musikalische Umrahmung sorgte. Das Talent der Musiker und Sprecher trug in hohem Maße zum Erfolg oder Misserfolg der Filme bei. Alle Filme waren natürlich im Schwarz- Weiß Verfahren hergestellt .Erst im Jahre 1931 wurde von AGFA Wolfen, dem späteren ORWO Wolfen, ein Patent für den Farbfilm angemeldet. Auch in Aschersleben erhöhte sich nun die Anzahl der Kinos. Viele davon bestanden nicht lange. Auch im Bestehornhaus war eine Vorführanlage eingebaut. Dazu geben wir in der nächsten Folge einige Erläuterungen. Viele der in Aschersleben entstandenen Kinos lebten nicht lange. Wir werden auf die eingehen, die uns mehrere Jahre begleiteten. Am 01.08.1909 wurde im Düsteren Tor 6 ein „Kino – Salon eröffnet. In der Gaststätte hatte es schon einige Filmveranstaltungen gegeben. Auf Grund der großen Nachfrage ließ der Besitzer der Gaststätte einen Saal auf dem Hof des Grundstückes errichten.

Kurzzeitig wurde der Saal wieder geschlossen, umgebaut und am 14.06.1913 unter dem Namen „Kammerlicht- Spiele“ wiedereröffnet. Diesen Namen behielt das Kino bis zu seiner Schließung. Der letzte Film lief am 23.01.1985. Leider, sagten viele Ascherslebener Bürger, denn sie haben in den Räumen schöne Stunden verbracht. Nach dem Ende der DDR wurden zuerst das Haus an der Straße und später auch der Saal abgerissen. Die Geschichte der Kammerlicht-Spiele war beendet. Neben dem ältesten Kino unserer Stadt, der „Kammerlicht-Spiele“, gab es das „Stadttheater“. Der Ursprung war ebenfalls eine Gaststätte, aber hier gab es schon Theateraufführungen im Saal. Die Konkurrenz des Kinos war groß, am 04.02.1911 wird im Theater ein Kino errichtet. Endlich konnte man hier auch Stars sehen, die sich leibhaftig nie hierher begeben hätten. Die Eintrittspreise waren für jedermann erschwinglich, die Vorstellungen rege besucht. Bauliche Mängel führten im Jahre 1961 zu Schließung des Kinos, der letzte Film wurde am 12.01.1961 gezeigt. Der Saal wurde abgerissen, es folgte auch der Abriss des Vorderhauses mit der Gaststätte.

Damit hatte sich auch die Geschichte dieses Kinos beendet. Eines der Ascherslebener Kinos ist uns bis heute erhalten geblieben. Seine Entwicklung verlief in folgender Weise. In den zwanziger Jahren muss die Zahl der Kinobesucher sehr groß gewesen sein. Der Besitzer der Kammerlicht-Spiele beschloss, ein neues Kinogebäude errichten zu lassen. So kam es zum Standort neben der Marktkirche, nicht ohne Schwierigkeiten. Der Bauerlaubnisschein wurde am 30. April 1929 erteilt, Baubeginn war erst im Mai 1930. Das Kino sollte als modernes Tonfilmkino eröffnet werden, aber bereits am 27.05.1930 lief im Kammerlicht der erste Tonfilm. Wenige Tage später zog das Stadttheater nach. Am 14. November 1930 wird das neue Kino unter dem Namen „A. M.- Palast“ eröffnet. Der Name wurde aus den ersten Buchstaben vom Namen des Besitzers Arthur Mest abgeleitet. Zur Aufführung kam der Tonfilm „Die drei von der Tankstelle“. Der Name des Kinos wird nach 1945 in „Filmpalast“ geändert. Unter diesem Namen ist er den meisten Hörern bekannt. Über einige „Nebenlinien“ in der Kinoentwicklung berichten wir in der letzten Folge.

Zu den besonderen Spielstätten in Aschersleben gehörten ein Freilichtkino und das Kinocafe. Das Freilichtkino wurde im Garten des Volkshauses errichtet. Viele der Arbeiten wurden in Eigeninitiative von den Mitarbeitern des Lichtspielwesens realisiert. Anfangs wurden bewegliche Projektoren verwendet, danach entstand ein Vorführraum mit stationären Maschinen. Durch eine feste Wand als Leinwand wurde eine hervorragende Bildqualität garantiert. Das Kino wurde 1961 eröffnet. Einer der ersten Filme, die zum Widereinsatz im Sommerkino kamen, war die „Große Freiheit Nr. 7“, der mit großem Erfolg lief. Fliegende Einsätze mit beweglichen Apparaturen gab es in der Winninger Siedlung und zu vielen Veranstaltungen in der Stadt. Mit der Inbetriebnahme eines Freilichtkinos in Meisdorf wurde der Spielbetrieb in Aschersleben leider eingestellt. Das Freilichtkino ging den Weg der anderen, es zerfiel. Eine kleine Kostbarkeit war das im Keller des Filmpalastes eingerichtete Kinocafe. Es war ein kleines Klubkino, in dem besondere Filme gezeigt werden konnten, die nicht zum allgemeinen Einsatz kamen oder themenbezogen waren. Eine gemütliche Atmosphäre mit Kaffee, Kuchen und Getränken lud zum Verweilen ein. In Ascherleben gab es in den 60-er Jahren einen Filmclub. Durch den Klub wurden Filme in Aschersleben und in der Umgebung, z. B. in und über Meisdorf gedreht. Ein weiterer Filmclub existierte im Lehrmeisterinstitut, auch hier wurden u. a. Filme in Aschersleben gedreht. Erwähnenswert ist noch die Tätigkeit des Landfilms, der eine Bespielung im gesamten Kreisgebiet garantierte, das jedoch nur der Vollständigkeit halber. Vielleicht wird dies mal Gegenstand einer weiteren Sendereihe. Sie, liebe Hörer, können die Geschichte gern ergänzen. Vielleicht haben sie weitere Erinnerungen oder eigene Erlebnisse aus dieser Zeit. Schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an. Wir nehmen Ihre Hinweise, Gedanken und Ergänzungen gern entgegen.