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Aschersleben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Die wichtigsten Ereignisse dieser Zeit, die alle dem Fortschritt dienten, sind folgende. Im Jahr 1818 erhielt die Stadt Aschersleben eine Buchdruckerei und die erste Zeitung. Bis dahin konnten sich nur die Wohlhabenden auswärtige Zeitungen leisten. Nun erfuhren auch die Werktätigen, was sich draußen in der großen Welt abspielt. Eine weitere fortschrittliche Tat war die des Ratsmannes Körte. Er ließ die ersten Anpflanzungen am Kirchberg, dem jetzigen Krankenhaus gegenüber und wenig später auch auf der alten Burg anpflanzen. All dieses wurde ihm dann später von weniger fortschrittlich gesinnten Ratsherren als Verschwendung vorgeworfen. Für diese Vorwürfe wurde er auch nicht als Bürgermeister gewählt. Für das Wirtschaftsleben der Stadt Aschersleben wirkte sich die Entdeckung der Braunkohlenlager auf der Staßfurter Höhe günstig aus.

Die Kohlenschächte wurden später weiter nach Westen, zur Wilslebener und Winninger Landstraße verlegt. Diese haben nicht wenig zur Industrialisierung der Stadt Aschersieben beigetragen. Für die Verwaltung Ascherslebens bedeutete die Einführung der Stadtverordneten im Jahre 1832 einen Fortschritt. Auch wurde im Jahre 1835 eine Sparkasse in der Stadt eingerichtet. All dieses kam mehr dem Bürgertum zugute. Das Jahr 1841 ist für die Sportgeschichte der Stadt Aschersleben von Wichtigkeit. Am jetzigen Kirchberg wurde der erste Turnplatz angelegt. Und auch die Einführung der Straßenbeleuchtung durch Öllaternen im Jahre 1842, bei denen die Ascherslebener Einwohner fast die Hälfte der Kosten durch freiwillige Beiträge aufgebracht hatten. Auch die Landwirtschaft machte in diesem Jahrzehnt einen großen Wandel durch. Während am Anfang des 19. Jahrhunderts noch die verbesserte Dreifelderwirtschaft das vorherrschende Wirtschaftssystem war, ging man mehr und mehr zur Fruchtwechselwirtschaft über. Für die schnelle Verbreitung des Rübenanbaues spricht die Tatsache, dass im Jahr 1839 am Seegraben eine Zuckerfabrik erbaut wurde.

Später im Jahr 1848 erfolgte ein Bau einer zweiten Zuckerfabrik, in der Nähe des Stadtbades. Damals machte man den Fehler, dass die Rüben in übermäßiger Weise angebaut wurden. Der Acker hielt das nicht aus, er versagte und wurde rübenmüde. Deshalb wandte man sich dem Samenanbau zu. Im 19. Jahrhundert wurde schon Gemüsesamenanbau hier in Aschersleben betrieben. Durch das Aufblühen der Rübenzuckerindustrie kam die Notwendigkeit, große Mengen von Rübensamen zu züchten. Man kultivierte Zichorien, Mohrrüben, Radieschen, Zwiebelsamen und andere. Dadurch entstanden hier in Aschersleben große Samenhandlungen. Aus der größten von ihnen, der Terra, wurde später die Deutsche Saatzucht-Gesellschaft. Eins sei in diesem Zusammenhang gleich noch vorweg genommen: Der Majorananbau, mit dem man in den 90er Jahren hier anfing, wurde für die Stadt Aschersleben ein Kennzeichen gesetzt. 90 Prozent der gesamten deutschen Majoranerzeugnisse wurden von Aschersieben und nächster Umgebung geliefert.