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Erinnerungen an die Bombenangriffe auf Aschersleben

Der Schulunterricht fiel aus. Die Ältesten der Schule mussten zum Ackereinsatz. Oft überraschte der Tiefflieger die Kinder auf dem Feld, so dass sie in den umliegenden Siedlungshäusern Schutz suchten. Später wurde der Ackereinsatz eingestellt. Beim Fliegeralarm zog die gesamte Hausgemeinschaft mit Handwagen, Koffer und Decke ins Grüne. Mal verbrachten sie die Nacht unter der Burg am Gondelteich unter einer großen Tanne, mal lagerten sie entlang der Hecke im Zigeunergrund, in den Tannen am Pulverturm und auch im Stephanspark. Überall suchten die Bewohner Ascherslebens Schutz. Das Haus am Wassertor, es war früher das” Hotel Prinz von Preußen”, hatte einen tief gelegenen Bierkeller. Auch dort suchten die Bewohner Schutz vor den Bombenangriffen. Auf der Straße Wassertor/Ecke Wolfsberg wurde dann in den letzten Tagen eine Panzersperre errichtet. Dort mussten alte Männer und größere Jungen mit anpacken. Eines Tages war es dann soweit, die Panzersperre stand, und die Kinder standen auf der Straße. Da sahen sie rechts und links im Chausseegraben der Mehringer Straße die Amerikaner, im Laufschritt gebückt und die Gewehre unter dem Arm kommen. Alle Versammelten begaben sich rasch ins Haus und in den Bierkeller. Jetzt saßen alle angstvoll da und warteten. Nach einiger Zeit öffnete sich oben die Tür und ein schwarzer Soldat forderte alle auf herauszukommen. Die Soldaten gingen dann durch alle Wohnungen, ob nicht eventuell noch deutsche Soldaten zu finden wären. Bei diesen Durchsuchungen verschwanden so nebenbei einige Nahrungsmittel und Wertsachen. Einige russische Frauen waren als Arbeiterinnen untergebracht. Sie waren jetzt froh, endlich frei zu sein. Auch diese standen vor der Haustür. Plötzlich fiel ein Schuss auf die Amerikaner. Dieser kam von einem deutschen Fallschirmjäger, der noch nicht aufgegeben hatte. Die Amis reagierten sofort und schossen ebenfalls und so wurden zwei von den Russinnen erschossen und blieben tot auf der Straße liegen. Nun stand ein großer amerikanischer Panzer drohend vor der so mühsam errichteten Panzersperre und es gab nur zwei Möglichkeiten, entweder sofort die Sperre auf oder es wird geschossen. Aber da kamen sofort viele Menschen, und mit vereinten Kräften wurde innerhalb kurzer Zeit die Durchfahrt freigemacht. Die Frauen und Mütter waren froh, dass es ohne Schießen abging. Nachts erfolgte wieder Geschützdonner. Gleich ging es wieder in den Bierkeller. Aber wie es sich später herausstellte, war es nur ein schweres Gewitter, denn der Krieg war bereits beendet.