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Das Jahr 1848 in Aschersleben

Im Februar des Jahres 1848 hatte die Pariser Arbeiterschaft den Bürgerkönig Louis-Philipp gestürzt und die Republik ausgerufen. Die Flutwelle dieser Revolution spülte am 13. März die Wiener Regierung mit den all-mächtigen Metternich fort. Sie machte auch vor Friedrich Wilhelm IV. nicht halt. Am 18. März kam es in Berlin zu heftigen Straßenkämpfen. Trotz der unzureichenden Bewaffnung der Berliner Bürger, Handwerker, Arbeiter und Studenten mussten sie die 14 000 Soldaten, mit 36 Geschützen, die gegen sie aufgeboten wurden, mürbe machen, bis die militärischen Befehlshaber die Einstellung des Kampfes und die Räumung der Stadt durch die Truppen befahlen. Die 183 Toten wurden am 22. März in einem feierlichen Leichenzuge beigesetzt. Die Stadt Aschersleben reagierte auf die großen und kleinen Geschehnisse in Berlin, Wien und Frankfurt a. M. wie ein Thermometer auf Kälte und Warme, Von den Berliner Vorgängen bringt die Ascherslebener Zeitung am 29. März einen Bericht. Es ist der erste politische Bericht überhaupt, den die Zeitung seit ihrer Entstehung im Jahre 1819 brachte.

 

Er schilderte die feierliche Bestattung der Märzgefallenen in Berlin. Gleichzeitig wurde auch die Ascherslebener Feier am 24. März, die an allen Kirchen und auf dem Markt im Zeichen der schwarz-rot-goldenen Fahne abgehalten wurde. Der Sieg auf den Barrikaden bedeutete aber trotzdem noch nicht den Sieg der Revolution. Das preußische Ministerium Camphausen -Hansemann wollte nur Neuerungen auf gesetzlichen Wege einfuhren. Und so stand dann am 5. April in der Stadt Aschersleben eine Bekanntmachung des Oberpräsidenten, die vor Gesetzesübertretungen, wie zum Beispiel Zugeständnisse wegen Erlasses von Abgaben und Diensten usw. warnt. Mitte April fand die erste Volksversammlung statt, dort fielen heftige Worte über die Steuerverweigerung usw. Der Leineweber Hesse konnte einige Tage später die Menge sogar zu offenem Widerstand auffordern. Die Bürgerschaft spaltete sich in zwei Teile. Der fortschrittliche Teil stand unter der Führung von Rektor Lüben, dem freireligiösen Prediger Herrendörfer und dem Gerichtsassessor Döring.

Das Haupt der Reaktion war der Gerichtsrat Henke, Aus dem Plakat geht hervor, wie massiv der Kampf zwischen den beiden Lagern geführt wurde. "Der Vaterlandsverräter, Ritter Henke von der traurigen Gestalt, kein Junker, kein Pfaffe, aber ein Erzfeind, Pietist und Mucker, ein gemeiner Rechtsverdreher, ein gottloser Bube, dem die Rute, Galgen und Rad gebührt!" Unter der Führung der fortschrittlichen bildeten sich zwei Vereine, der Constitionelle Club und der Handwerkerverein. Was die Pariser Arbeiterschaft im Februar erreicht hatte, wurde im Juni gründlich vernichtet. Dieses gab den alten reaktionären Mächten Wasser auf die Mühle. Um jetzt auch in Preußen die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung zu erhalten, wurde in Berlin und anderen Orten die Polizei verstärkt Selbst solche Ereignisse werfen Schatten in die Stadt Aschersieben. Auch die Ascherslebener Polizei wurde anmaßender und erlaubte es nicht, dass die" Deutsche Fahne" ein Lied der damaligen Zeit auf den Straßen gesungen wurde.

 

Auch der Kampf um die Einheit Deutschlands, der im Frankfurter Parlament ausgefochten wurde, fand auch hier in Aschersleben lebhaften Widerhall. In Eingaben der fortschrittlichen Ascherslebener an die Deutsche und Preußische Nationalversammlung wurde immer wieder der Wunsch nach der Einheit Deutschlands zum Ausdruck gebracht. In Berlin spitzen sich die Zustände immer mehr zu. Die liberalen Minister werden entlassen und das Ministerium Brandenburg-Manteuffel berufen. Die Bürgerwehr wurde aufgelöst. Der Belagerungszustand wurde verhängt und die preußische Nationalversammlung aufgelöst. Alle diese Zustände spiegelten sich auch hier in Aschersieben wider. Volksversammlungen und Eingaben lösten einander ab, Die Reaktionäre dagegen riefen zu einer Dankadresse an den" treuen König" auf. Die Kämpfe zwischen den Republikanern und Reaktionären wurden auch im Jahr 1849 noch in heftigen Zeitungskampf und Versammlungen fortgesetzt. Die fortschrittlichen Führer wurden nach einer gerichtlichen Untersuchung versetzt oder mussten von selbst gehen. Das Frankfurter Parlament wurde aufgelöst. Die hier und dort entstandenen Aufstände wurden vom Militär blutig niedergeschlagen. Franz Mehring urteilte über das Jahr 1848 in dem er sagte, " Gewiss konnte die Arbeiterschaft den Thron umwerfen, aber sie konnte nicht eine Herrschaft antreten, für die sie noch nicht entwickelt und noch nicht reif genug war". Die bürgerliche Revolution von 1848/49 darf für uns aber nicht einen historischen Erinnerungswert haben. Die Lehren dieser Revolution haben auch für das heutige Deutschland noch ihre aktuelle Bedeutung. Das damals erstrebte einheitliche Deutschland muss auch noch heute unser Ziel und unsere Forderung bleiben.