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Der Tagebausee Löderburg

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in der Region zahlreiche Zuckerfabriken sowie Industriebetriebe zur Weiterverarbeitung, der in großen Mengen geförderten Kalisalze. Ein gesteigerter Bedarf an Energie in Form der im Erdreich lagernden Braunkohle war die Folge. In zahlreichen Schächten zwischen Neu-Staßfurt, Groß Börnecke und Westeregeln erfolgte der Abbau. Bereits in den Jahren 1860 bis 1862 wurden jedoch durch Kommerzienrat Hecker Erkundungsbohrungen auf dem Gebiet des heutigen Löderburger Sees veranlasst. Dabei stieß man schon in 20 bis 30 Metern Tiefe auf das erste Kohlenflöz, dessen Ausmaß bei maximal 20 Meter lag. Die Entscheidung fiel wiederum zu Gunsten des traditionellen Tiefbaus, so dass es zur Gründung des unweit gelegenen "Paulschachtes" kam. In den folgenden 50 Jahren, besonders nach 1871, entwickeln sich um Staßfurt weitere Industriebetriebe. Ein permanent steigender Energiebedarf führte schließlich im Frühjahr 1913 zu Verhandlungen über die Anlage eines Tagebaues bei Löderburg.

 

Man erwarb Ackerflächen der Domänen Athensleben und Börnecke sowie des Gutsbesitzers von Trotha auf Schloss Gänsefurth. Mit dem Einsatz moderner Bergbautechnik begannen 1916 die Erschließungs- und Abraumarbeiten. Die Braunkohleförderung setzte Mitte des Jahres 1918 ein. Doch die Wirtschaftskrise 1923 reduzierte den Absatz um mehr als 50 Prozent, so dass die Förderung im Juni 1924 eingestellt wurde. 1931 stellte man die Pumpen ab. 7 Millionen Kubikmeter Wasser flossen in den 60 Meter tiefen Tagebau und verwandelten ihn in einen See. 1957 begannen erneut Planungen zwecks Ausbeute der noch auf einhundertdreißig Millionen Tonnen veranschlagten Kohlenvorräte. Ein Anschlussgleis, Straßen und Wohngebäude wurden errichtet und der Tagebau leer gepumpt. Doch 1961 stoppte man das Projekt. Seit 1977 wird es als "Naherholungszentrum Löderburger See" genutzt, doch man strebte noch einmal die Erschließung an. Ein Tagebau gigantischen Ausmaßes sollte bis 2085 sogar die Orte Egeln-Nord und Westeregeln verschwinden lassen. Dieses Vorhaben verhinderte glücklicherweise der politische und wirtschaftliche Staatsbankrott.